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ArtVent

art souterrain, Erzbergerplatz 6, 50733 Köln

Die Ausstellung ArtVent in November / Dezember 2022 hat mehrere neue Ansätze. In den letzten Monaten sind Arbeiten entstanden die hier zum ersten Mal gezeigt werden. Dazu gehören die neuen Holzschnitte / Collagen sowie die Gemälde aus der Serie “Klein Korea”. Weitere neue Arbeiten werden bei ArtVent vorgestellt.

NEU!

“Abendrot”

Eine neue Serie, die für ArtVent fertiggestellt wurde. Sechs Arbeiten zu dieser Serie sind aktuell fertig.

„Klein-Korea“

Was bedeutet „Klein-Korea“?

Der Künstler wuchs in den sechziger/siebziger Jahren in einer im Jahr 1951 erbauten VDK-Siedlung (Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands e. V.) auf. Diese Siedlung wurde im Volksmund „Klein-Korea“ genannt.  Limburgs Vater war kriegsversehrt. Bedingung für die jeweiligen Bauherren, um das vergünstigte Baudarlehen zu erhalten war es, auf eine bestimmte Zeit in dem künftigen Eigenheim jeweils eine obdachlose Familie aufzunehmen. Sogenannte „Vertriebene“ und sozial Schwache wurden in dieser Zeit der Armut, in dem durch Bombenangriffe zu über 80% zerstörten, kriegstraumatisierten Eifelort nicht von allen gut gelitten. Ebenso erging es auch den „Fremdarbeitern“ der Bleihütte, die in der sogenannten „Kolonie“ lebten. Zwischen einigen der “Kolonialen“  und einigen der „Klein-Koreaner“ entwickelte sich eine Art Bandenkrieg. Da zu dieser Zeit der Koreakrieg in den Nachrichten berichtet wurde, mag der Name „Klein-Korea“ entstanden sein. Aus Sicht der „Eingeborenen“ des Ortes eine „kriegerische Auseinandersetzung“ zwischen zwei „fremden“ Kontrahenten in einem entlegenen Teil ihrer eigenen kleinen Welt. Sowohl die Kolonie wie auch Klein-Korea lagen  in Randgebieten des Ortes.

Wie entstand die Serie „Klein-Korea“?

Generell ist die Arbeit an “Klein-Korea“ ein künstlerischer Ausflug „back to the roots“. Anlass war für Limburg ein Kontakt in die „alte Heimat“, mit dem Erwerb einer reich bebilderten, eigene Erinnerungen wachrufenden Chronik seines Heimatortes. Es entstand die Idee seiner, durch die Flutkatastrophe des Jahre 2021, schwer getroffenen Gemeinde mit einer Bilderspende helfen zu wollen, die sich jedoch nicht realisieren ließ. Um die Spende für seinen Heimatort interessant zu gestalten, hatte der Künstler beschlossen, Erinnerungen an seine alte Heimat in einem künstlerischen Konzept umzusetzen. Erinnerte Blickwinkel auf „emotionale Orte“, hier abgebildet das kleine „Kapellchen“ am Ende einer Lindenallee,  wurden zum Ausgangspunkt des malerischen Prozesses. Das bildnerische Narrativ wurde durch die Beklebung der Seitenrahmen des Keilrahmens um ein nicht malerisches Element ergänzt. Industriell gefertigte Vorlagen wurden in das Gesamtkonzept integriert, was den Aspekt des „Readymates“ berührt, eine Tendenz der 50-erJahre, die kunsthistorisch gedacht war,  Malerei und Künstlertum an sich als obsolet zu bewerten und als Konzept zu überwinden.

Wieso die „Readymates“?

Der in Wien geborene Künstler Gottfried Helnwein, hat einen  weiteren Wohnsitz in Los Angeles. Auf die Frage wo er sich denn am meisten aufhalte antwortete Helnwein: „In Wien, Los Angeles und Entenhausen.“ Auf die stirnrunzelnde Nachfrage des Interviewers beschrieb Helnwein seine Kindheit in der bedrückenden Atmosphäre der Nachkriegszeit in seiner Geburtsstadt. Und teilte dem erstaunten Zuhörer mit, dass die Donald Duck Heftchen ihm das Leben erträglich gemacht hätten. Ähnlich sieht Limburg seine Biographie. Zwischen dem rigiden Katholizismus in Teilen seines prägenden Umfelds der Kindheit und der überwiegenden Tristesse seiner ländlichen Umgebung boten die Comics ein willkommenes Korrektiv der Erleichterung und Fröhlichkeit. Zu den Ausschnitten aus den Walt Disney Heftchen wurden Textzeilen aus der Bibel ergänzt. Die von Limburg ersteigerte hier verwendete Bibel stammt aus dem  Jahr 1906 und war zuvor in einem 50-Seelen Dörfchen im Gebrauch, in dem, auch zu jener Zeit, Teile der mütterlichen Familie lebten.  

 

Abendrot 5
Klein Korea

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HS 1
HS 2 HS 4
HS 3

Holzschnitte

Die Teile der Holzbalken, die geschnitten und gedruckt wurden stammen aus dem Dachfirst des Hauses Erzbergerplatz 6, in dem der Künstler sein Atelier betreibt. Das Holz wurde hier im Jahr 1906 verbaut. Anhand der sichtbaren Jahresringe des Balkenholzes lässt sich schließen, dass der junge Baum bereits im Blickfeld Napoleon Bonapartes gewesen sein könnte. Es wird berichtet, dass der korsische General und spätere Kaiser einst auf der Neusser Straße, also quasi um die Ecke des Atelierhauses übernachtete.

Zur Motivwahl, ähnlich wie bei dem Projekt „Klein-Korea“ begab sich der Künstler ebenfalls an Orte die eine besondere Bedeutung für ihn haben. In der hier abgebildeten Reihe nach Duisburg. Mit jeder Druckplatte wurden vier verschiedene Varianten erstellt. Von links nach rechts betrachtet ergeben sich vier verschiedene Vorgehensweisen, die zu anderen Resultaten führen:

1. Klassischer Druck mit schwarzer Druckfarbe auf hellem Papier. Eine Auflage des Druckes wurde bisher nicht erstellt. Bei den ausgestellten Exponaten handelt es sich um gute Erstandrucke.

2. Mit Acrylfarbe wurden farbige Untergründe erstellt, auf denen dann mit schwarzer Druckfarbe gedruckt wurde. Daher sind diese Blätter und die folgenden Exponate, 3 und 4, Unikate.

3. Ein farbiger Druck als Basisblatt (2) wurde hier zunächst mit weißer und grauer Farbe lasiert. Mehrere Unikate (2) wurden zerschnitten und passend zum Schwarzdruck des Motivs eingefügt. Dabei erscheint der eigentliche Druck deckungsgleich zu der zweiten Variante, jedoch heben sich die eingefügten farbigen Hintergründe vom lasierten Hintergrund ab. 

4. Hier wird auf originalem Zeitungspapier gedruckt und mit weiteren Drucken auf Zeitungspapier oder Ausschnitten collagiert. Wie bei Variante drei ergänzen wiederum Streifen aus Variante 2, auch deckungsgleich mit dem Schwarzdruck eingefügt, das Gesamtbild. Verwendung fanden hier zwei sogenannte Leitmedien. Die“ New York Times“ und der „Spiegel“.

 

Die Hängung der Drucke ließe sich von links nach rechts „lesen“. Zum Beispiel als eine Art chronologischer Abfolge der klassischen Moderne in der Kunstgeschichte. Hier wäre der Schwarz/Weiß Druck, in der klassischen Moderne in prominenter Form während des deutschen Expressionismus erschienen, eine Art romantizierender Ausgangspunkt (1 und 2). Das Lamento oder die Verherrlichung der subjektiven Gefühls wurde von den zeitlich folgenden Künstlern der avantgardistischen Phasen verächtlich betrachtet. Das Zerschneiden also Zerstören von Kunstwerken um ein Gesamtwerk zu formulieren, könnte den ideellen Hintergrund diese Phase beschreiben(3). In der vierten Variante taucht der industriell geschaffene Gegenstand im Werk auf. Das Readymate, hier als Massenware Zeitung.

Eine andere Lesart könnte sich an der Entwicklung eines Menschenlebens festmachen. Im Prozess seiner individuellen Erkenntnis und Projektion. Beginnend mit einer romantischen Vorstellung von Welt, seiner Kindheit und Jugend entsprechend (Bild 1). In seiner Entwicklung zum erwachsenen Menschen gelingt es ihm sein zunächst rohes schwarz-weißes  Weltbild mit Farbe auszuschmücken (Bild 2). Erfahrungen in Beziehungs -und Arbeitswelt bewirken erste Risse und Brüche in seinem Weltbild, seinem Traumbild einer überwiegend inneren Existenz. (Bild 3) Auf seinem weiteren Weg mit wachsenden Restriktionen durch die Außenwelt stellen sich Existenzfragen, die sein Selbstbild und Weltbild weiter fragmentieren und neu formen.   (Bild 4)